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Gesund bleiben und dazu gehören

Warum Special Olympics Health in der Schweiz notwendig ist

Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung erleben im Schweizer Gesundheitssystem nach wie vor grosse Hürden. Sie werden nicht immer auf Augenhöhe angesprochen, erhalten zu wenig verständliche Informationen und stossen auf Strukturen, die kaum auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Die Folgen sind gravierend: Studien zeigen, dass ihre Lebenserwartung um bis zu 20 Jahre tiefer liegt als beim Rest der Bevölkerung. Auch der Zugang zu Prävention, Bewegung und Gesundheitsbildung ist vielfach eingeschränkt.

Daten Special Olympics Deutschland 2008-2022

­­­­Schweizer Medizin Forum 6.10.2020

Das Programm «Health» von Special Olympics setzt genau hier an. Es verfolgt das Ziel, das körperliche und sozial-emotionale Wohlbefinden von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zu verbessern und sie wirksam in Gesundheits-, Pflege- und Wellnesssysteme zu integrieren. Dabei steht der Mensch im Mittelpunkt: seine Stärken, seine Selbstbestimmung, seine Teilhabe.

Der Stiftungsrat hat im Juni 2024 entschieden, ab 2025 einen Bereich «Health» aufzubauen. Mit Romain Fardel (Leitung Health) und Dr. Martin Liesch (Stiftungsrat) wurden zwei erfahrene Fachpersonen gewonnen, um die Umsetzung in der Schweiz voranzutreiben. Die internationale Zusammenarbeit mit Special Olympics Europe/Eurasia und Special Olympics International stellt sicher, dass das Programm auf bewährten Konzepten der «evidence-based» Medizin aufbaut und von einem starken Netzwerk getragen wird.

Warum braucht es Special Olympics Health?

Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung haben spezifische Bedürfnisse in der Gesundheitsversorgung, die oft ungenügend beachtet werden. Die «5A» Availability, Accessibility, Accomodation, Affordability, Acceptability (zu Deutsch: Verfügbarkeit, Zugang, Anpassung, Erschwinglichkeit, Akzeptanz) beschreiben die Anforderungen an ein gerechtes Gesundheitssystem – doch diese sind für unsere Zielgruppe häufig nicht erfüllt.

Barrieren wie «Diagnostic Overshadowing»*, fehlende Schulung des Gesundheitspersonals, mangelnde Gesundheitskompetenz oder strukturelle Benachteiligung verstärken sich gegenseitig.

Ziele des Health-Programms

  • Die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit
  • Selbstbestimmung und Teilhabe an der eigenen Gesundheitsvorsorge ist möglich
  • Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sind abgebaut
  • Es gibt zielgruppenspezifische Angebote zur Steigerung der Gesundheitskompetenzen
  • Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung als Multiplikator:innen im gesundheitlichen Themenbereich sind geschult und kommen zum Einsatz (Health Messengers)

Die vier Pfeiler des Programms

Das Programm Health verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz mit Massnahmen in den Bereichen Prävention, Gesundheitsuntersuchungen, Schulungen und der Sensibilisierung des Gesundheitswesens.

Massnahmen des Health-Programms

Das Herzstück des Programms bildet Healthy Athletes®, bestehend aus den folgenden medizinischen Untersuchungsdisziplinen:

  • Fit Feet – Podologie
  • FUNfitness – Physiotherapie
  • Healthy Hearing – Hören und Ohrgesundheit
  • Health Promotion – Gesunde Lebensweise
  • Lions Clubs International Foundation Opening Eyes® – Sehen, Augengesundheit
  • Special Smiles® – Zahn- und Mundhygiene
  • Strong Mindes – Stressbewältigung, mentale Gesundheit

Die entsprechenden Untersuchungen werden von geschulten Fachpersonen (Clinical Directors) durchgeführt und an Events wie National Games angeboten.

Ausserdem werden Health Messengers ausgebildet, die als Gesundheitsbotschafter:innen wirken, Peers unterstützen und auf Augenhöhe informieren.

Das Programm umfasst ausserdem

  • Schulungen in leichter Sprache
  • Peer-to-Peer-Angebote
  • Sensibilisierung von medizinischem Personal
  • Vernetzung mit Fach- und Berufsverbänden
  • eine digitale Plattform für Gesundheitsbildung in einfacher Sprache (bis 2028)

Bewegung und Gesundheit in Institutionen

Parallel wird ein gesundheitsförderndes Projekt für Institutionen ausgerollt: Aufbauend auf einem erfolgreichen Pilotprojekt sollen Bewohner:innen von Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung ab 2026 vermehrt Zugang zu regelmässiger Bewegung, Spiel und Sport erhalten – auch als Antwort auf den zunehmenden Druck im institutionellen Alltag.

Special Olympics Health ist mehr als ein Gesundheitsprogramm: Es ist ein inklusiver Ansatz, der Lücken schliesst, Teilhabe fördert und langfristig zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es breite Unterstützung – von Fachpersonen, Institutionen, Partnern und der Politik. Special Olympics Switzerland ist bereit, diesen Weg zu gehen – gemeinsam mit einem starken Netzwerk und mit dem Ziel, Gesundheit für alle zugänglich zu machen.

*Diagnostic Overshadowing bedeutet auf Deutsch diagnostische Überschattung. Es beschreibt den Prozess, bei dem Symptome einer psychischen oder körperlichen Erkrankung bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung übersehen oder falsch interpretiert werden, weil sie als Teil der Behinderung betrachtet werden. Dies kann dazu führen, dass ernsthafte Erkrankungen nicht erkannt und entsprechend behandelt werden.

Für mehr Infomationen

Romain Fardel
fardel@specialolympics.ch

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